Die Politischen Wissenschaften befassen sich auf interdisziplinäre Weise mit politischen Aspekten aller sozialwissenschaftlich erforschten Gegenständen. Mit anderen Worten: es dreht sich um die Produktion, Verteilung und den „Kampf“ um bzw. soziale Konflikte der Machtdistribution. Politische Wissenschaften beschränken sich daher nicht auf das „politische System“ in funktional differenzierten Gesellschaften, sondern gehen von der Annahme aus, dass die Diffusion von Macht in diesen derartig groß ist, dass das „Politsche“ – ebenso wie das „Ökonomische“ und „Ideologische“ – im Grundsatz alle angeblich funktional differenzierten Subsysteme spätmoderner (National-)Gesellschaften und erst recht die Ebene der „Weltgesellschaft“ durchdringt. Insofern gilt (immer noch) der Satz: alles ist politisch!
Davon zu unterscheiden ist natürlich die Frage, ob alles politisch sein sollte! Aber in einer politisch-ökonomisch von Herrschaftsverhältnissen geprägten spätmodernen Gesellschaft, die auf dem Primat der kapitalistischen Produktionsweise beruht, durchdringt Macht ebenso wie Geld alle Poren der funktional differenzierten Spähren. Von geschlossenen Systemen lässt sich daher – im Luhmann’schen Sinne – überhaupt nicht reden. Diese „Subsysteme“ tragen in sich einen permanenten Rationalitätenkonflikt zwischen „operativer Geschlossenheit“, „steuernder Intervention“ und „stofflicher Offenheit“. In Habermas‘ analytischer Programmatik: die systemischen Mächte (Politik und Wirtschaft) sind in diesen spätmodernen Gesellschaften dominant und – mit Jessop’scher Ergänzung – weisen eine „ökologische Dominanz des Kapitalismus“ in ihnen auf, die das „Politische“, „Ökonomische“ und „Ideologische“ auf besondere Weise präfiguriert bzw. „überdeterminiert“, um einen Begriff Althussers aus der Schublade zu ziehen. Der Kampf um Macht und um Geld ist daher das Terrain der Politischen Wissenschaften. Und ihr Gegenstand ist das kapitalistische Weltsystem, in welcher historisch-konkreten Konfigution auch immer.